Geständniß
Es pocht mein Herz, wenn ich von fern Dich seh',
Und glühend steigt das Blut in meine Wangen;
Und wenn Du kaum erst von mir fortgegangen, -
Schon wieder sehn' ich mich nach Deiner Näh'!
Die Welt ist leer für mich, wo Du nicht bist,
So zaubrisch schön, wenn Du mir gehst zur Seite;
Mit Dir entflieh'n möcht' ich allein, in's Weite, -
Und wenn ich Alles auch verlassen müßt'!
Du sah'st mich an, mir tief in's Aug' hinein,
So innig flehend und so liebestrunken -
Da bin ich zitternd Dir an's Herz gesunken:
Mit ganzer Seele lieb' ich Dich allein!
Gute Nacht!
Aus dem Russischen von Daumer.
Eine gute, gute Nacht
Pflegst Du mir zu sagen, -
Ueber dieses eitle Wort -
O, wie muß ich klagen.
Antwort darauf.
Daß ich Dir nicht wünschen soll
Eine gute Nacht,
Hat mich in Verlegenheit
Wirklich sehr gebracht.
Wenn wir in der Trennungsstund'
Zögernd lange stehn,
Voll das Herz noch, stumm der Mund,
Aug' in Auge sehn; -
Was dem Herzen da entquoll
Liebend möcht' ich klagen:
Sprich, warum ich dann nicht soll
"Gute Nacht" Dir sagen?
Sanfte Ruh' und süßen Traum,
Inniges Gedenken; -
Nun, mich dünkt's, man könnte kaum
Schöneres Dir schenken!
Du letzter Traum
Du letzter Traum von Lieb' und Glück,
Sei mir gegrüßt mit frommen Thränen:
O weil' vor meinem trunknen Blick,
Bis du gestillt mein brennend Sehnen!
Was ich vermißt und lang' entbehrt,
Wonach mit Schmerzen ich gerungen, -
Das hat mein Dasein nun verklärt,
Ist als Accord mir rein erklungen.
Sei auch getrübt die Harmonie, -
Kein Duraccord mit lichten Klängen!
Im düstern Moll auch grüß' ich sie,
Als Chor zu meinen Klaggesängen.
Und Schmerzensthrän' verdunkelt nicht
Das Glück, was ich in Dir gefunden, -
Nach tiefster Nacht strahlt helles Licht:
Auf ewig bleiben wir verbunden.
Vergieb
O Du, der mir sein Herz geschenkt,
An dem ich häng' mit ganzer Seele, -
Vergieb mir, wenn ich Dich gekränkt,
Wenn oft ich unbedachtsam fehle.
O sieh mein Auge, sonst so klar,
Das immer Dir so strahlend leuchtet,
Lies seine Sprache treu und wahr,
Ob's heut von Thränen auch befeuchtet:
Du bist mein einzig Lebensglück,
Der Schmuck und Glanz von meinen Tagen,
Und jedes Wort nehm' ich zurück,
Das Dir von Liebe nicht mocht' sagen.
Und zürnt' ich Deiner heißen Glut,
Und meinte ich, Du müßt'st sie dämpfen:
Was Du empfindest, es ist gut,
Und thöricht wär's dagegen kämpfen.
Verzeih', wenn ich zuweilen leis'
Erzittert bin bei Deinen Küssen:
Die Liebe ist der Liebe Preis,
Ich sollt' es doch nun endlich wissen!
Für Alles, was Dein Aug' und Mund
Mir Deine Liebe kündend sagen, -
Leer' ich den Schmerzenskelch zum Grund
Und will das Kreuz des Leidens tragen. |
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Entschluß
Nach trüben Gedanken,
Nach Zagen und Schwanken,
Nach brennenden Thränen, die täglich geflossen,
Bin ich nun endlich, jetzt endlich entschlossen, -
Mögen sie Alle rings Zeter auch schrei'n:
Dein will ich sein!
Führ' ich auch eben
Ein ruhiges Leben,
Hab' ich die Freiheit die volle, zum Handeln, -
Weiß ich, es wird sich gar Manches nun wandeln,
Hör' ich die Ketten schon klirren von fern -
Trag' ich sie gern!
Durft' ich stets scherzen,
Tändeln mit Herzen, -
Muß ich allein nun dem Einen gehören,
Ewige Treu' unverbrüchlich ihm schwören;
Will ich ja freudig das Opfer ihm bringen -
Es muß gelingen!
O selig
O selig wen zum Liebchen trägt
Die Sohle leicht beschwingt;
Was sich in Feld und Busche regt
Für ihn es blüht und klingt.
Für ihn der Vögel Lied ertönt,
Ihm duftet Au und Wald, -
Und Alles rings scheint ihm verschönt
Durch Zauber Allgewalt.
Erwartung
Der Zeiger eilt, der Zeiger rückt -
Bald wird die Stunde schlagen,
In der zu Dir mich hoch entzückt
Die leichten Füße tragen.
Das Dampfroß keuchend naht heran, -
Mir tönt sein Pfiff harmonisch!
Er kündet mir so Vieles an, -
Wie auch die Sprach' lakonisch.
Wie grell er klingt, 's ist Harmonie
In seinen schrillen Tönen;
Denn allen Schmerz der Trennung, sieh -
Wird Dein Willkomm versöhnen.
Wie süß es ist, an's ferne Lieb,
Wie selig 's macht zu denken, -
So will doch oft ein Seufzer trüb
Die Freudigkeit beschränken.
D'rum tausend Mal, viel tausend Mal
Gesegnet sei die Stund',
Da all' die bittre Trennungsqual
Versüßt Dein süßer Mund!
Ungeduld
Sonne, magst zu Rüste geh'n,
Darfst nicht länger säumen,
Bald soll ich ihn wiederseh'n,
Himmelswonne träumen.
Fest gelehnt auf seinen Arm
Geh' ich, o wie sicher;
Der bedrückt mich, jeder Harm,
Zauberschnell entwich er.
Wunderbarer Glanz umfließt
Den Pfad auf düstern Matten; -
Wo sein Blick mich liebend grüßt
Weicht selbst der tiefste Schatten.
Sonne, Sonne, geh' zur Ruh'
Und leucht' nun andern Landen;
Wenn der Späher Augen zu,
Dann lösen sich die Banden.
Sonne, Sonne, geh' zu Rüst',
Gönn' uns die Dämmerstunde; -
Wenn sein Blick mich liebend grüßt,
Heilt meines Herzens Wunde. |