Im Glanze deines Angesichtes
Ward mein Sehnsucht Mond erhellt.
Am milden Strahle deines Lichtes
Erblühte meine inn're Welt.
Du bist zur Sonne mir geworden,
Die immer scheint und freundlich lacht,
Die wie die Sonn' im hohen Norden
Auch scheint in später Mitternacht.
Hoffmann von Fallersleben
Wann wird die Sonne, die ich meine,
An meinem Himmel leuchtend stehn?
Nach mir mit gnadenreichem Scheine,
Nach mir und keinem andern sehn?
Wann wird der Mond, von dem ich träume,
Mit seinem milden kühlen Licht
Durch meine bunten Blütenträume
Hell strahlen mir in's Angesicht?
Wann wird der Stern, der immer weilende,
Das Morgenrot, das immer eilende,
Ein Tag, der immer heiter lacht,
Aufgehn in meines Lebens Nacht?
Wann wird der Freud' und Hoffnung Widerschein,
O sag mir an, wann wirst du selber mein?
Hoffmann von Fallersleben
Wie die Wolke nach der Sonne
Voll Verlangen irrt und bangt,
Und durchglüht von Himmelswonne
Sterbend ihr am Busen hangt;
Wie die Sonnenblume richtet
Nach der Sonn' ihr Angesicht
Und nicht eh'r auf sie verzichtet,
Bis ihr eig'nes Auge bricht;
Wie der Aar auf Wolkenpfade
Sehnend steigt in Himmelszelt
Und berauscht vom Sonnenbade
Blind zur Erde niederfällt:
So auch muß ich schmachten, bangen,
Späh'n und trachten, dich zu sehn,
Will an deinen Blicken hangen
Und an ihrem Glanz vergehn.
Hoffmann von Fallersleben
Im Garten
Die hohen Himbeerwände
Trennten dich und mich,
Doch im Laubwerk unsre Hände
Fanden von selber sich.
Die Hecke konnt' es nicht wehren,
Wie hoch sie immer stund:
Ich reichte dir die Beeren,
Und du reichtest mir deinen Mund.
Ach, schrittest du durch den Garten
Noch einmal im raschen Gang,
Wie gerne wollt' ich warten,
Warten stundenlang.
Theodor Fontane |
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An Ada
Der Wald wird dichter mit jedem Schritt;
Kein Pfad mehr, kein Steig!
Nur die Quelle rieselt mit
Durch Farrenkraut und Brombeergezweig;
Ach, und unter den Eichenbäumen
Das Gras wie hoch, wie weich das Moos!
Und die himmlische Tiefe wolkenlos,
Wie blaut sie durch die Wipfel hier.
Hier will ich rasten und träumen,
Träumen von dir.
Emanuel Geibel
Wenn die Reb' im Safte schwillt,
Kommt die Schwalbe geflogen,
Wenn das Aug' in Tränen quillt,
Kommt die Lieb gezogen.
Blume, Laub und weiße Blüt'
Muß sich rasch entfalten.
Schwarzbraun Kind, dein Herz behüt',
Wirst es nicht behalten.
Emanuel Geibel
Verbotene Liebe
Der Mond ist aufgegangen,
Mein Schatz, komm her zu mir,
Ich hatte groß Verlangen
Den ganzen Tag nach dir.
Die Welt darf ja nicht wissen
Um die verbot'ne Lieb' -
Sich selten nur zu küssen,
Das macht das Leben trüb.
Martin Greif
Ein Letztes
Oft denk ich: wenn du bei mir wärest
Und meiner Sehnsucht wilde Flut
Sich in dein liebes Herz ergösse,
Dann wäre Alles, Alles gut!
Und schüttle dann die Stirne leise
Und weiß . es bliebe d o c h ein Rest,
Der auch vom treusten Menschenherzen
Sich nicht zur Ruhe bringen läßt.
Anna Ritter |