| Die Liebe 
 Die Liebe willst du finden?
 So suche sie im Mai,
 Da sitzt auf Blütenbäumen
 Die wunderholde Fei.
 
 Da flattert allerwegen
 Ihr weiches, grünes Haar,
 Aus jeder Blume lächelt
 Ihr Schelmenaugenpaar.
 
 Doch soll ich gut dir raten,
 So bleib ihr lieber fern,
 Denn Necken und Betrügen,
 Das hat sie gar zu gern.
 
 Sie kost mit dir ein Weilchen
 Und lässt dich dann allein,
 Sie giebt für kurze Wonne
 Dir lange, bange Pein.
 
 
 
 Halte still
 
 Halte still, Geliebter, still,
 Lass das Küssen, Neigen,
 Nur in Stille kann der Gott
 Seine Wunder zeigen.
 Das Gefühl Unendlichkeit,
 Echter Liebe eigen,
 Fühl ich still von dir zu mir
 Auf und nieder steigen.
 
 
 
 Zweieinig
 
 Nun Dunkel rings und Schweigen,
 Nun Stille allerwärts,
 Die Uhr nur ticket leise,
 Und ruhig schlägt dein Herz.
 
 Die Flamme unsrer Liebe
 Steht still und sternenklar,
 Von dir zu mir herüber
 Weht Friede wunderbar.
 
 
 
 Wie ein Spiegel
 
 Wie ein Spiegel, rein und glänzend,
 War mein Herz in seinem Glück,
 Warf in hellen Liebesstrahlen
 Mir dein schönes Bild zurück.
 
 Du doch schlugst in diesen Spiegel
 Zornig, ein bethörter Mann.
 Und dein Bild ist mit zerbrochen,
 Tausend Fratzen sehn mich an.
 
 
 
 Liebeshass
 
 Weiss nicht, ist es Liebe, Hass,
 Was ich für dich fühle,
 Weiss nur, brennet weh und heiss,
 Was ich für dich fühle.
 
 Weiss nicht, ist es Segen, Fluch,
 Was du mir gegeben,
 Weiss nur, dass du schwer und reich
 Mir gemacht das Leben.
 
 Weiss nicht, ob du je und je
 Mir wirst Liebe reichen,
 Weiss nur, dass, wenn ich es denk,
 Meine Wangen bleichen,
 
 Dass ich dich mit kaltem Mut
 Würde gehen heissen,
 Lachen deiner Liebesglut
 Und dein Herz zerreissen.
 |  | Dämmerstunde 
 Süsse, zaubersel'ge Dämmerstunde!
 Im Kamine helles Flackerlicht,
 Freude blitzt aus deinem Angesicht,
 Scherze sprühn aus deinem roten Munde.
 
 Jetzt nur glimmend hier und da noch Funken,
 Scherz und Lachen allgemach verstummt,
 Ganz in weiche Dunkelheit vermummt,
 Bist du lautlos mir ans Herz gesunken.
 
 
 
 Komm
 
 Komm zum Walde! Falter wiegen
 Sich im grünen Dämmerschein,
 Zärtliche Gedanken fliegen,
 Und die Vögel schmettern drein.
 An der Quelle will ich liegen,
 Deine Hand mein Becherlein,
 Und mein Arm soll dich umschmiegen
 Und mein Aug' dein Spiegel sein.
 Komm, o komm! wir wollen lauschen,
 Was der Wald von Liebe spricht.
 Er wird rauschen - Küsse tauschen
 Werden wir im Dämmerlicht.
 
 
 
 In schimmernder Nacht
 
 Die Flügel
 Und Füsse
 Der seligen Engel
 Durchrauschen
 So leise
 Die schimmernde Nacht.
 
 Es huschen,
 Es flattern,
 Es tanzen die Träume
 Und füllen
 Mit Lachen
 Die schlafende Welt.
 
 Nun kommst du,
 Mein Mädchen,
 Es lockte der Vogel,
 Der nächtlich
 Nur singet,
 Für mich dich herab.
 
 Gegrüsset,
 Mein Mädchen
 In schimmernder Schöne,
 Wie passest
 Du lieblich
 Zum Leben der Nacht.
 
 Du bist wie
 Die Blume,
 Die zärtlicher duftet
 Und still sich
 Entfaltet
 Im Hauche der Nacht.
 
 Es blicken
 Die Sterne,
 Die Augen der Götter,
 Nicht neidisch,
 Nur freundlich
 Auf menschliche Liebe.
 
 So öffne
 Den Kelch mir
 Und dufte mir Liebe
 Und ruh mir
 Am Herzen
 In schimmernder Nacht.
 
 
 
 Gasel
 
 Auf deiner Lippe sprosst der erste Flaum,
 In deinem Herzen keimt der erste Traum,
 So stehst du scheu und keusch und heilig da,
 Ein holder Knabe noch, ein Jüngling kaum.
 Der Himmel blaut in deinem tiefen Blick
 Und eine Kirche deines Herzens Raum.
 Du hebst entzückt des Lebens Taumelkelch
 Und schlürfst mit Andacht nur den weissen Schaum,
 Du schaust mir selig nicht ins Angesicht,
 Du küssest leise meines Kleides Saum.
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