O glücklich wer ein Herz gefunden!
O glücklich wer ein Herz gefunden,
Das nur in Liebe denkt und sinnt,
Und mit der Liebe treu verbunden
Sein schönres Leben erst beginnt!
Wo liebend sich zwei Herzen einen,
Nur eins zu sein in Freud' und Leid,
Da muß des Himmels Sonne scheinen
Und heiter lächeln jede Zeit.
Die Liebe, nur die Lieb' ist Leben:
Kannst du dein Herz der Liebe weihn,
So hat dir Gott genug gegeben,
Heil dir! die ganze Welt ist dein!
Hoffmann von Fallersleben
Was mir wohl übrig bliebe,
Wenn alles von mir flieht?
Es bleibt noch die Liebe
Und mit ihr manches Lied.
Und mit der Liebe teil' ich
Des Lebens Fröhlichkeit,
Und mit den Liedern heil' ich
Der Liebe Gram und Leid.
Hoffmann von Fallersleben
Wem Liebe ward zu Eigentume,
Dem ward zu eigen die ganze Blume.
Denn Schönheit ist nur Blumenduft,
Gehauchet in die freie Luft
Für alle, für diesen und jenen
Zum Hoffen und Wünschen und Sehnen.
O glücklich, wem zum Eigentume
Mehr ward als nur der Duft der Blume.
Hoffmann von Fallersleben
Wer noch zweifelt einen Tag,
Ob ihm Liebe Liebe gibt;
Wer zu denken noch vermag,
Daß er liebet, wenn er liebt -
Hat ein Leben nie begonnen
Und vollendet nie ein Leben,
Und der Erde schönste Wonnen
Wird ihm auch kein Himmel geben.
Hoffmann von Fallersleben |
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Zuversicht
Dich zu lieben, das wird Ruhe sein,
Hand in Hand, getrost und ohne Bangen;
Kein Verzagen -: Glauben; kein Verlangen -:
Frucht und Friede, Freiheit und Verein.
Aber Lust wird in der Ruhe sein
Sommerlust, ein Schauen und Genießen,
Jene Lust der windbewegten Wiesen,
Die voll Blumen sind und still gedeihn.
Otto Julius Bierbaum
Liebesglück
Ich hab ein Liebchen lieb recht von Herzen,
Hellfrische Augen hat's wie zwei Kerzen,
Und wo sie spielend streifen das Feld,
Ach, wie so lustig glänzet die Welt!
Wie in der Waldnacht zwischen den Schlüften
Plötzlich die Täler sonnig sich klüften,
Funkeln die Ströme, rauscht himmelwärts
Blühende Wildnis - so ist mein Herz!
Wie vom Gebirge in Meer zu schauen,
Wie wenn der Seefalk, hangend im Blauen,
Zuruft der dämmernden Erd', wo sie blieb? -
So unermeßlich ist rechte Lieb'!
Joseph Freiherr von Eichendorff
Wohl lag ich einst in Gram und Schmerz,
Da weint' ich Nacht und Tag;
Nun wein' ich wieder, weil mein Herz
Sein Glück nicht fassen mag.
Mir ist's, als trüg' ich in der Brust
Das ganze Himmelreich -
O höchstes Leid, o höchste Lust,
Wie seid ihr euch so gleich!
Emanuel Geibel |