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Gedichte . Über Abschied und Wehmut 1 - / Gedichte Abschied2 - / Gedichte Abschiedsgedichte


Auf der Bergeshöh

Auf der Bergeshöh,
Wo die Stürme gehen -
Mein Lieb, wie hieltest du mich!
Ein Lichtlein stand
Weit drüben im Wald,
Und der Mantel wehte um dich!

Wie Frühling zogs
Durch die Lüfte hin,
Wir lauschten still in die Nacht:
Die Sehnsucht war,
Ein jubelndes Kind,
Aus dem Winterschlafe erwacht.

Auf der Bergeshöh
Liegt der Schnee so tief,
Das blanke Lichtlein erblich ...
Der Wind schleicht müd'
Durch das träumende Land -
Mein Lieb, wo findet er dich?

Anna Ritter



Erstorbene Liebe

Wir waren neugeboren, himmlisch helle
War uns der Liebe Morgen aufgegangen;
Wie glühten, Laura, Lippen dir und Wangen!
Deine Auge brannt', es schlug des Busens Welle.

Wie wallt' in mir des neuen Lebens Quelle!
Wie hohe Kräfte rastlos mich durchdrangen!
Sie ließen nicht des Schlafes mich verlangen,
Lebendig kurzer Traum vertrat die Stelle.

Ja, Lieb' ist höher Leben im gemeinen;
Das waren ihre regen Lebenszeichen;
Nun such' ich sie an dir, in mir vergebens.

Drum muß ich, Laura, dich und mich beweinen:
Wir beide sind erloschner Liebe Leichen,
Uns traf der Tod des liebelosen Lebens.

Ludwig Uhland



Scheiden und Meiden

So soll nun dich meiden,
Du, meines Lebens Lust!
Du küssest mich zum Scheiden,
Ich drücke dich an die Brust.

Ach, Liebchen, heißt das meiden,
Wenn man sich herzt und küßt?
Ach, Liebchen, heißt das scheiden,
Wenn man sich fest umschließt?

Ludwig Uhland
Dein Sessel

Dein Sessel am Kamin steht lange leer ...
Und war so süß, das Beieinandersein,
Wenn über deine Stirn der Flammenschein
Hinleuchtete und wie ein roter Bach
Um deine regungslosen Hände rann. -
So schweigsam war, so heimlich das Gemach,
Als wären wir auf weiter Welt allein,
Nur unsre Sehnsucht flüsterte hinein
In jene Stille, flüsterte und sann ...
Du sahst mich jählings gar so seltsam an
Und sprangest auf, und wie zu Tod erschrocken
Bargst du die wilden, widerspenst'gen Locken
Mir tief im Schoß. -

Ich liebte sie so sehr,
Die kühle Flut, und meine Hände glitten
Darüber hin und wiegten deine Bitten,
Dein ungestümes Wünschen spielend ein ...
Es war so süß, das Beieinandersein.

So schweigsam ist's, so heimlich rings umher ...
Die alte Sehnsucht wacht mir auf im Blut,
Ich werfe Scheite in die träge Glut,
Da knistert sie und schaut sich suchend um -
In deinen Locken spielt sie nimmermehr,
Dein Sessel am Kamin steht lange leer ...

Anna Ritter



Ja, wär' das Band nur irdisch,
Das dich und mich umschlingt,
So zagt' ich vor der Prüfung,
Die uns das Scheiden bringt.

Doch geistig sind die Fäden,
Die Liebe um uns flicht;
Die Körper mag man trennen -
Die Geister trennt man nicht!

Lang' eh' die scheue Lippe
Das Liebeswort gestand,
Lang' eh' auf deinen Wangen
Mein erster Kuß gebrannt,

Lang' eh' wir Herz am Herzen
Gejubelt und geweint,
War Seele schon mit Seele
In Leid und Luft vereint.

Und ob aus meinen Armen
Sich heut' das Schicksal reißt -
O weine nicht! - Dir folgt ja,
Wohin du ziehst, mein Geist.

Und ob auch längst die Lippen
Geküßt den letzten Kuß,
Und ob auch längst die Augen
Getauscht den letzten Gruß,

Und ob auch längst im Winde
Verweht das letzte Wort -
Der Bund, den Seelen schlossen,
Währt ewig, ewig fort!

Ernst Scherenberg


















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